Am 21. September 2022 eröffnete der neue Nukleus “Innova Canada” und ist damit auch die bis jetzt größte Investition in der Geschichte von Topigs Norsvin. Innova Canada
wird der Hauptstandort zur Zucht der Z-Linie, einer der beiden Linien für die Zucht der TN70-Hybridsau. Topigs Norsvin Projektmanager Mike Shaw berichtet uns von den innovativen und interessanten neuen Details, die diesen Nukleus zur Entwicklungsspitze in der Produktion moderner Genetik machen.
Das massive Investitionsvolumen in Innova Canada wird sich auszahlen und zu einer weiteren Beschleunigung des Zuchtfortschritts führen, immer vor dem Hintergurnd betrachtet, dass sich in Zukunft auch die Ansprüche an das Tierwohl in Zucht und Haltung deutlich erhöhren werden. Innova Canada arbeitet mit einem System zur freien Abferkelung und Bewegungsbuchten, dass momentan höchsten Tierwohlansprüchen entspricht. Das ist allerdings nur eine der vielen innovativen Neuerungen, denn auch in Bezug auf Nachhaltigkeit und Biosicherheit setzt der Nukleus weltweit neue Standards.
Freies Abferkeln: Erste Tests zeigen Praktikabilität – die Mitarbeiter sind begeistert
In Innova Canada wird für die Sauen während der Abferkelperiode das “Pro Dromi Liberté”- System Verwendung finden. Dieses System ermöglicht den Sauen, sich zum einen frei mit ihren Ferkeln zu bewegen, zum anderen bietet es aber auch die Möglichkeit der Fixierung während des direkten Abferkelns. Die Ferkel wiederum haben ein Nest mit speziellem Mirkoklima und einem wassertemperierten Fußboden.
Im Vorwege wurden in Topigs Norsvins kanadischer “Paradise Valley”-Nukleusfarm bereits drei traditionelle Abferkelbuchen durch zwei “Pro Dromi Liberté”- Einheiten ersetzt, so dass die Angestellten sich in das System einarbeiten konnten.
Die Mitarbeiter hatten so auch die Möglichkeit, verschiedene Einstreu-Alternativen auszuprobieren für den Zeitraum, in dem die Sauen fixiert sind. Hierzu sagt Mike Shaw, Manager des Projekts: “ Die Mitarbeiter waren begesitert von dem neuen System. Sie waren so enthusiastisch bei der Arbeit, sie konnten gar nicht aufhören darüber zu reden oder neue Möglichkeiten zu testen. Außerdem waren sie durchaus überrascht, dass es keine Zusatzarbeit verursacht. Es sind zwar bis jetzt nur zwei Buchten und unser Lernprozess ist noch lange nicht abgeschlossen, aber es sieht so aus als hätten wir hier ein sehr gutes System mit dem das Personal auch gerne arbeitet.”
Das liegt natürlich auch am Verhalten der Sau in diesem Haltungssystem. Hier kommt ihre sehr gute Mütterlichkeit sehr zum tragen und das Verhalten wird zunehmend positiv beeinflusst. Die Tiere sind wirklich gute Mütter und kümmern sich intensiv um Ihre Ferkel. Mike Shaw: “Die Sauen wurden dabei beobachtet, dass sie ihre neugeborenen Ferkel nach der Geburt zu ihrem Nest geleitet haben und sie dann vor dem Eingang des Nests ablegten. Es wirkte so, als wollten sie die Ferkel trainieren wo ihr Bereich in der Bucht ist.”
Biosicherheit: Neuartig konzipierte Verladestraße für höchste Sicherheit
Ein Spitzenzuchtbetrieb wie Innova Canada erfordert auch allerhöchste Biosicherheitsstandards. Ein zentraler Punkt dabei ist mit Sicherheit die Lage der Anlage. Die nächstgelegene Anlage mit Schweinehaltung ist im Falle von Innova Canada mehr als zehn Kilometer entfernt. Zudem verhindert die bauliche Einrichtung des Nukleus jeglichen Personenverkehr oder -kontakt zwischen den Stallmitarbeitern und externen Personen. Sämtliches Arbeitsmaterial, dass in den Stall gelangt wird mit UV-Licht desinfiziert. Große Gegenstände, bei denen dies nicht möglich ist, werden 48 Stunden begast und trocken abgelagert.
Für ganz besondere Biosicherheit sorgt die Verladestraße mit ihrem dreigeteilten Einbahnstraßensystem. Für Schweine, die einmal den Stallbereich in den Wartebereich verlassen haben, ist eine Rückkehr in den Stall unmöglich. In den Wartebereich, dem ersten Segment der Verladestraße, werden die Schweine aus dem Stall vom zuständigen Stallpersonal getrieben. Wenn die Schweine sich dann im Wartebereich befinden, wird die Tür zum Stall verschlossen, so dass die Schweine nicht mehr zurück in den Stall gelangen können.
Die nächste funktionelle Einheit ist der Verladebereich. Das hier arbeitende Personal muss sich Ein- und Ausduschen und kann den Bereich nur durch einen separaten Eingang betreten. Das Personal des Verladebereichs hat baulich keine Möglichkeit Zugang in den Stall zu bekommen. Ihre Aufgabe ist es, die separierten Schweine aus dem Wartebereich auf den LKW zu treiben.
Der dritte funktionelle Abschnitt ist der eigentliche LKW. Der Fahrer darf sich hierbei nur auf seinem LKW aufhalten und ist dafür verantwortlich, dass die Schweine auf dem LKW korrekt in die Buchten verladen werden. Der Fahrer hat aber die Möglichkeit, durch einen Fahrereingang in eine Umkleide zu gelangen, in der er sich umziehen kann. Aus dieser Umkleide kommt man in keinen weiteren Bereich der Verladung, aber der Fahrer muss sich so nicht draußen, außerhalb seines LKW umkleiden. Mike Shaw: “Beim kalten und windigen kanadischen Winterwetter ist das wirklich keine schöne Situation für die Fahrer. Oftmals müssen sie dabei noch auf dem Trittbrett ihres LKW balancieren. So können wir den Fahrern auch optimalen Komfort bieten.”
Ist die Verladung abgeschlossen, werden alle Funktionsabschnitte gereinigt und desinfiziert.
Nachhaltigkeit: Elektrische Heizung für weniger Emissionen und ein besseres Stallklima
Innova Canada wird vollstädig elektrisch betrieben, das heißt ohne jeglichen Einsatz von fossilen Brennstoffen wie Propan oder Erdgas. Da zudem 97% der Elektrizität aus Wasserkraft gewonnen wird nutzt der Nukleus nicht nur erneuerbare, sondern auch fast vollständig emissionsfreie Energien.
Der erezugte Strom wird auch dazu verwendet, das Wasser zu erhitzen, dass für die Klimatisierung des Stalls verantwortlich ist. Dabei berichtet Mike Shaw einen interessanten Nebeneffekt: “Diese Art der Heizung verursacht eine trocknere Wärme als die normalerweise in Manitoba verwendeten Systeme. In den strengen Wintern, die wir hier haben, führt das zu einem angenehmeren Klima im Stall, sowohl für die Schweine als auch das Personal.
Daher beruht die Entscheidung für einen reinen Betrieb mit Elektrizität nicht nur auf den niedrigen Kohlenstoff-Emissionen. Es bedeutet gleichzeitig auch sinkende Betriebskosten, da Propan und Erdgas gerade momentan einem extremen Preisanstieg verzeichnen mussten.